Die Söhne Ramses II


Ramses II hat eine ungeheuer große Kinderschar gezeugt, viele seiner Kinder sind uns durch die für Ramses II typischen Kinderlisten namentlich bekannt. Darstellungen inlusive der Titel und Namen seiner Söhne und Töchter finden sich in folgenden Tempeln:
Abu Simbel, Tempel von Derr, Luxor, im Ramesseum, im Tempel von Wadi es-Sebua und im Tempel Sethos I in Abydos. Die Kinder erscheinen in der Reihenfolge ihrer Geburt, hintereinander an verschiedenen Prozessionen teilnehmend und mit Stabsträußen oder Wedeln in den Händen.


Trotzdem fällt eine genaue Identifizierung schwer, da oft mehr als nur eine Variante eines Namens überliefert worden ist.
Ich bitte um Verständnis, wenn ich hier nur über die prominentesten Söhne Ramses II referiere, alles andere würde den Rahmen meiner Homepage sprengen.


Der Kronprinz Amunherchepeschef

Amunherchepschef trug die Titel 'Wedelträger zur Rechten des Königs, Erbe und Kronprinz, Königlicher Schreiber, General, ältester und leiblicher Königssohn, erster Königssohn, Befehlshaber der Truppen, wirklicher Vertrauter, den er (der Pharao) liebt'
Diese Titulatur tragen (mit geringen Varianten) alle Söhne Ramses II; als 'wirklicher Vertrauter' wird Amunherchepeschef allein bezeichnet.


Kronprinz Amunherchepeschef

Amunherchepeschef war der erstgeborene Sohn Ramses II und der Nefertari, er bekam bei seiner Geburt den Namen Amunherwenemef (Amun ist an seiner rechten Seite) und war bei der Krönung seines Vater ca. neun Jahre alt, auf jeden Fall ist er noch vor dem Tod Sethos I geboren worden, denn Reliefs im Tempel von Beit el-Wali, den Ramses am Ende der Herrschaft seines Vaters bzw. in seinem ersten Regierungsjahr hat errichten lassen, zeigen ihn und seinen Halbbruder Chaemwaset.
Kurz nach der Inthronisation Ramses II änderte er seinen Geburtsnamen in Amunherchepeschef = Amun ist bei seinem Schwertarm (auch als 'starker Arm' zu übersetzen).
Es wird vermutet, daß er mit Sethherchepeschef identisch ist, in dem man ansonsten einen weiteren Sohn Ramses II erkennen möchte.
Es ist für damalige Verhältnisse durchaus nicht außergewöhnlich gewesen, daß ein Mitglied der königlichen Familie zwei oder mehr Namen getragen hat, wie z.B. auch sein jüngerer Bruder Amunemwia (Nr. 8. der Prinzenliste), der ab und an auch Sethemwia genannt wurde. Abhängig davon, in welcher Region Ägyptens er sich gerade aufhielt, änderte er dementsprechend seinen Namen - im Falle des Kronprinzen würde der Name folglich Amunherchepeschef gelautet haben, falls er sich z.B. in der Thebais aufgehielt und Sethherchepeschef, wenn er den Norden Ägyptens bereiste und zuhause in Pi-Ramesse weilte, wo der Kult des Gottes Seth gepflegt wurde.
Eine in Qantir (Pi-Ramesse) gefundene Stele nennt die Titel Sethherchepeschefs: 'Oberster Hüter der Geheimnisse des Königshauses, Oberhaupt des ganzen Landes, Sem-Priester des Guten Gottes, Regent und Richter der beiden Länder, Leiter aller Länder der Ägäis'.
Wenn denn nun Amunherchepeschef mit Sethherchepeschef identisch sein sollte, ist die Vermutung, daß Amunherchepschef kurz vor oder im 20. Jahr Ramses II starb, hinfällig, da Briefe eines Kronprinzen Sethherchepeschef an Mitglieder der hethitischen Königsfamilie erhalten sind, der nach dem Abschluss des Friedensvertrages mit Hatti im 21. Jahr Ramses II in regen Briefwechsel mit seinem hethitischen Amtskollegen trat.
Ich persönlich denke, nach Auswertung aller mir zur Verfügung stehenden Quellen, daß es durchaus realistisch ist, Amunherchepeschef mit Sethherchepeschef zu identifizieren:
wenn Sethherchepeschef ein wesentlich jüngerer Sohn gewesen wäre -und das müsste er dann sein, da sein Name nicht in den Listen der älteren Königskinder auftaucht-, hätte Ramses II die in Ägypten übliche Thronfolge, nach der nach dem Tod des Kronprinzen der nachfolgende (älteste) Sohn des regierenden Pharaos dessen Amt erbt, vollkommen außer Acht gelassen und einen wesentlich jüngeren Sohn bevorzugt, was bestimmt für einigen Wirbel am Hof gesorgt hätte. (Andere Pharaonen haben bei Thronfolgestreitigkeiten schon ihr Leben gelassen...)
Dem ist aber nicht so - folglich sind Amunherchepeschef und Sethherchepeschef eine Person:
ihm folgt der zweitgeborene Bruder im Amt: Ramses junior, wie es sich nach den Gesetzen der ägyptischen Thronfolge gehört.
Amunherchepeschef nahm schon als Kind an Feldzügen seines Vaters teil, noch bevor dieser den Thron Ägyptens bestieg - im schon erwähnten Tempel von Beit el-Wali, auf den Reliefs, die den Dromos schmücken und den Feldzug gegen Nubien zeigen, ist er in seinem Streitwagen und bei der Vorführung Gefangener abgebildet.
Ende des 7. Jahres führt er eigenverantwortlich Truppen an, um die aufständischen Königreiche von Edom und Moab (am Toten Meer) wieder unter ägyptische Herrschaft zu zwingen.
Während Amunherchepeschef es gelang, von Süden her kommend, erst das Gebiet von Edom zu erobern und dann tief in das Kernland von Moab vorzustoßen, kamen die von Ramses angeführten Truppen in einer Art Zangenbewegung von Norden, nachdem sie auf dem Weg dorthin erstmal die wieder rebellischen Schasu-Beduinen aus Kanaan vertrieben hatten, um sich mit der Armee Amunherchepeschefs zu vereinen.
Auch während der folgenden Kampagnen steht er an der Seite Ramses II, der ihm offensichtlich dieselbe Ausbildung zukommen lässt, die er einst unter Sethos I absolvieren musste.
Das genaue Todesdatum Amunherchepeschefs ist noch immer umstritten - er starb wahrscheinlich zwischen dem 30. und 40. Jahr Ramses II und wurde mit großer Wahrscheinlichkeit im Tal der Könige im berühmten KV 5 (Link zur Homepage des TMP) beigesetzt, das zur Zeit unter der Leitung von K. Weeks im Rahmen des Theban Mapping Project ausgegraben und dokumentiert wird.


Amunherchepeschef und sein Vater Ramses II bei der Stierjagd


General Ramses

Ramses war der älteste Sprößling von Isisnofret und wurde nach dem nicht genau zu bestimmenden Tod seines Bruders Amunherchepeschefs zum Kronprinzen ernannt.
Auch er nimmt -wie alle älteren Söhne Ramses II- schon an den Feldzügen, die sein Vater als Kronprinz im Namen Sethos I führte, teil.
Wie sein Bruder, der Kronprinz, schlägt er eine militärische Laufbahn ein, die ihm schließlich den Titel 'General' einringt.
Im Jahr 16 nimmt er an der Seite des Wesirs Paser an der Beerdigung des Apis-Stieres teil, an der sein jüngerer Bruder Chaemwaset als Sem-Priester des Ptah mitwirkt.
Im Jahr 30 fungiert er als Richter in einem Prozess, bei dem die Angeklagten, ein Angestellter des Schatzhauses in Theben, und seine Frau der Veruntreuung und des Diebstahls von Streitwagen, Stieren, Wein, Leinen, knapp 400 Paar Sandalen und einer großen Menge Goldes aus den königlichen Magazinen bezichtigt werden. Der Ausgang des Prozesses ist leider nicht bekannt.
Ramses lebte im 52. Regierungsjahr seines Vater noch, wie ein Rechnungstext über Schiffsladungen aus dem Hafen von Memphis beweist.
Er wurde in KV 5 bestattet.



Paraherwenemef

Paraherwenemef war der dritte Sohn Ramses II. Seine Mutter war die Große Königliche Gemahlin Nefertari.
Von ihm sind knapp 69cm große Statuenfragmente aus braunem Quarzit erhalten, die sich heute in der Burrell Collection in Glasgow befinden.

Die Inschriften dieser Statuen nennen ihn 'leiblicher Königssohn, geboren von der GKG, Befehlshaber der Truppen des Königs, Aufseher der Pferde, Oberster der Streitwagenfahrer seiner Majestät und Erster der Tapferen' - ein ansonsten nicht belegter Titel.
Wahrscheinlich bezieht er sich auf die Rolle des Prinzen während er Schlacht von Kadesch, als dieser Hilfe für die von den Hethitern bedrohten ägyptischen Streikräfte zu holen versuchte.
Die Statuen wurden nach Art der Schreibung der Namen Ramses II zu urteilen, die sich an den Seiten befinden, vor dem 21. Regierungsjahr angefertigt.
In späteren Tempelreliefs, die Schlacht- und Tributszenen zeigen, trägt Paraherwenemef die Titel: 'Generalinspekteur der Armee' bzw. 'Oberbefehlshaber der Armee', offensichtlich ist er in der Zwischenzeit befördert worden, aber zu keiner Zeit wird er als Thronerbe bezeichnet, woraus man folgert, daß er noch vor Ramses junior stirbt, da dem im Amt des Kronprinzen der viertälteste Sohn Chaemwaset nachfolgt.



Der Hohepriester Chaemwaset


Chaemwaset (Nr. 4 der Prinzenliste) war der zweitälteste Sohn der Isisnofret.
Obwohl er wie seine Brüder auch an den Kriegszügen seines Vaters teilnimmt, trägt er keine militärischen Titel. Seine Interessen und Begabungen lagen eher in intellektuellen Bereichen, so tritt er mit noch nicht einmal Zwanzig (um das Jahr 15) in die Priesterschaft des Ptah ein, eines im memphitischen Raum verehrten Schöpfungsgottes, der auch als Gott der Künste und des Handwerks gilt und dessen Hohepriester den Titel 'Oberster Leiter der Künstlerschaft' (so oder ähnlich lautet die Übersetzung des Titels) trägt.
Er erhält gleich den Rang eines Sem-Priesters, zu dessen Aufgaben es u.a. gehörte, für den ordungsgemäßen Ablauf der Balsamierung und Beisetzung der heiligen Apis-Stiere zu sorgen.
Der Apis galt als Verkörperung der Seele des Ptah, aber auch als sein Herold und Fruchtbarkeitsgott wurde er verehrt.
Wenn ein Apisstier gestorben war, wurde er in ein im Bezirk des Ptahtempels liegendes Einbalsamierungshaus überführt, nach bestimmten Riten, deren Ablauf uns im pVindob. 3873 überliefert ist, mumifiziert und schließlich in der Nekropole der Apisstiere in Saqqara in einer unterirdischen Gruft bestattet. Über einer solchen Gruft wurde dann eine dem Totenkult des Apis geweihte Kapelle errichtet.
Nach Abschluß der Beisetzungsfeierlickeiten galt es dann, einen neuen Apis zu finden, der nach Herodot folgende Merkmale aufweisen musste: 'Er ist schwarz, hat auf der Stirn ein weißes Viereck, auf dem Rücken das Bild eines Adlers, im Schweif doppelte Haare und unter der Zunge das Bild eines Käfers.' Im Jahr 16 starb der Apis und Chaemwaset nahm als Sem-Priester und rechte Hand des Hohepriesters Huy an den Beisetzungsfeierlichkeiten teil, dessen Amt er etwa 10 Jahre später übernimmt.
Im Jahr 30 verschied der zweite Apis, den Chaemwaset mit der Tradition brechend nicht in einer eigenen Sargkammer bestattet, sondern neben dessen Vorgänger, dessen Gruft er erweitern lässt. An den Zeremonien nahm dieses Mal auch der Pharao persönlich teil, der im selben Jahr auch sein erstes Heb-Sed feierte.
Mit dem ersten Heb-Sed feierte man in ganz Ägypten das 30jährige Thronjubiläum eines Herrschers, weitere folgten alle zwei bis drei Jahre.
Nur wenige Pharaonen erlebten überhaupt ein einzige Heb-Sed, Ramses II feierte insgesamt gleich 14 Sed-Feste, ein Rekord!!!
Das Heb-Sed diente der Verjüngung und Regeneration des Pharaos, ursprünglich war es wohl als Prüfung gedacht, während der der Herrscher seine Kraft unter Beweis stellen musste und zu dessen Ablauf ein u.a. ritueller Lauf gehörte.
Als Hohepriester des Ptah hatte Chaemwaset für die Ausrichtung der Jubiläumsfeste seines Vaters zu sorgen und das Heb-Sed überall im Lande zu verkünden. Beim Gebel Silsilah nördlich von Aswan findet man ein Relief, das daran erinnert:
'Jahr 30, das erste Sed-Fest des Herrn der beiden Länder Usermaatre-Setepenre, beschenkt mit Leben in Ewigkeit. Seine Majestät befahl, daß man das Sed-Fest im ganzen Land verkünde durch den Königssohn und Sem-Priester Chaemwaset, gerechtfertigt.' Auch die nächsten Sedfeste seines Vaters wurden unter Chaemwasets Leitung gefeiert:
in den Jahren 33, 36, 39, 40, 42, 45, 48, 52 und wahrscheinlich auch 54. Anders Tyldesley und Kitchen: die Jahre 33, 36, 40, 42, 45, 48 (?), 51 und 54 werden genannt, wobei nur die ersten fünf Heb-Sed von Chaemwaset proklamiert werden, nach dem Tod von Chaemwaset im 55. Regierungsjahr folgen die Sed-Feste der Jahre 57, 60, 61, 64 (?), 65 (?) und vielleicht sogar noch ein fünfzehntes kurz vor seinem Tod (?).
Nach den fast zwei Monate dauernden Feiern des ersten Sed-Festes (genauer Baubeginn fraglich) begann Chaemwaset mit der Planung und dem Bau des Serapeums, einer riesigen unterirdischen Anlage mit langen Korridoren und Kammern, in die die Mumien der Apisstiere hineingelegt und die danach versiegelt wurden. Die Anlage wurde im Laufe der Zeit immer wieder erweitert und war über 1000 Jahre in Gebrauch.
Über dem ganzen befand sich ein großer Tempel, der dem (Toten-) Kult des Apis geweiht war.
Im Serapeum selbst wurden verschiedene Teile der Grabbeigaben der Apisstiere von Mariette gefunden, der es 1851 entdeckte.
Ein schönes Beispiel aus dem Grabschatz ist im Louvre ausgestellt: ein 13,5 cm hohes Pektoral aus Gold mit Glaseinlagen, das Nechbet und Wadjet unter einem stierköpfigen Geier, über dessen Kopf sich der Name Usermaatre-Setepenre von einer Kartsche umschlossen befindet.

Einen Namen hat sich Chaemwaset auch als Restaurator alter Grabmäler gemacht, er ließ diese nicht nur wieder freilegen und vom Sande befreien, sondern auch was zerstört war, aufbauen und die Totenkulte wieder aufnehmen, als Hohepriester des Ptah und als Leiter der Handwerker und Künstler hatte er die entsprechenden und fähigen Männer ja unter sich.
Sein Wirken beschränkte sich aber auf den memphitischen Raum, so wurde z.B. am Grabbezirk des Djoser in Saqqara gearbeitet (einer Inschrift zufolge wurde am 10. Tag des dritten Monats der Schemu-Jahreszeit im Jahr 36 begonnen) sowie am Grab des Schepseskaf, der Pyramide des Unas, der des Sahure, dem Sonnentempel des Niuserre und der Großen Pyramide von Gizah, wie die dort gefundenen Restaurationsinschriften bezeugen, die als Initiator des Programmes Chaemwaset und als dessen Sponsor Ramses II nennen.
Als Leiter des Handwerker war Chaemwaset natürlich auch für alle anderen Bauprojekte seines Vaters verantwortlich: er trug die Verantwortung für den Bau den Ramesseums, beaufsichtigte die Arbeiten am Großen Säulensaal in Karnak und leitete Planung und Bau der Tempel und Gebäude in Pi-Ramesse und Memphis.
Chaemwaset war anscheinend verheiratet, er hatte mindestens drei Kinder: die Söhne Ramses und Hori und eine Tochter Isisnofret. Sein jüngerer Sohn Hori wurde nach Chaemwasets Nachfolger Parahotep Hohepriester des Ptah.
Nach dem Tode von Ramses junior wurde Chaemwaset für kurze Zeit -maximal drei Jahre- Kronprinz.

Er starb im Jahre 55. Sein Grab, das im memphitischen Raum vermutet wird, ist bis heute unbekannt; man vermutet, daß es sich bei dem im Serapeum bestatteten Mann mittleren Alters um ihn handeln könnte.
Auch sind Teile seiner Grabausstattung aufgetaucht, deren genaue Herkunft aber ungewiß ist. Man vermutet, daß sie von Grabplündern ans Tageslicht gefördert wurden. Erhalten sind u.a. einige Uschebtis unterschiedlicher Materialien und Qualitäten, von denen sich ein besonders schönes und sorgfältig gearbeitetes Exemplar im Louvre befindet.
Das Figürchen ist 29,4 cm groß und aus graugrünem Stein (eine genaue Materialangabe konnte ich bislang leider nicht finden). Es zeigt Chaemwaset mit typisch ramessidischer Tracht: er trägt ein plissiertes Gewand mit gefältetem Vorbauschurz, Sandalen, die Arme vor der Brust gekreuzt und in den Händen den Djed-Pfeiler (rechts) und den Isisknoten (links), eine kugelige Perücke mit eingerollter Seitenlocke und kurzem Kinnbart, was auf seine Funktion als Priester des Ptah hinweist und eine breiten Halskragen.


Uschebti des Chaemwaset (Louvre)

Ein weiteres kleineres Exemplar aus blasser grünlicher Fayence kann man in München bewundern.
Dieser Uschebti ist 14 cm groß und von eher minderer Qualität. Es befinden sich Reste schwarzer Bemalung und Beschriftung darauf. Die Figur hält die üblichen Hacken in den Händen und trägt einen herbahängenden Korb auf der Schulter.

Andere Ägyptologen sind der Meinung, daß es sich bei der Mumie des Mannes mit Goldmaske, den Mariette bei seinen Grabungsarbeiten (er sprengte sich den Weg frei !!!) am Serapeum 1852 entdeckte, um Chaemwaset handeln könnte. Da kein einziges schriftliches Zeugnis diese Vermutung bestätigt, bleibt die wahre Identität des Mannes unbekannt.


Stabträgerfigur des Chaemwaset


Über die folgenden Söhne Ramses II ist so gut wie nichts bekannt: Monthherchepeschef, Nebencharu, Meri-Amun, Amunemwia, Sethos, Setepenre, Meri-Re und Horherwenemef.
Der dreizehnte Sohn Merenptah wurde nach Chaemwasets Tod Kronprinz und Nachfolger Ramses II.
Auch über Sohn Nr. 14 und 15 -Amenophis und It-Amun- wissen wir nichts, erst Nr. 16 -Meri-Atum- ist ein wenig fassbarer:
Meri-Atum
Meri-Atum war ein Sohn von Nefertari. Er erscheint z.B. auf der linken Seite einer Statue der Nefertari, die heute in Brüssel aufbewahrt wird und dessen Inschrift ihn als 'Vorderster der Königssöhne' bezeichnet, ihn also quasi als Thronerben ausweist, was aber zu keiner Zeit den Tatsachen entsprach.
Unter all den jüngeren Söhnen Ramses II ist er der einzige, über dessen Leben einiges bekannt ist -z.B. daß er als junger Prinz an einer Expedition des Ascha-Hebsed in den Sinai teilnahm- und der ein hohes Amt innehatte:
Meri-Atum wurde nach dem Tode seiner Mutter Hohepriester des Re in Heliopolis und trug als solcher den Titel 'Größter der Schauenden'. Zwei beschädigte Stabträgerfiguren (heute in Berlin) zeigen ihn in dieser Funktion, die eine ist aus Schiefer und etwa 35 cm hoch und deren Inschriften die GKG Nefertari als Mutter Meri-Atums nennen, die andere war vor dem 2. Weltkrieg 45 cm groß und besteht aus Granit. Leider wurde diese während des Krieges fast vollständig zerstört, nur der Kopf ist erhalten. Glücklicherweise gibt es Fotos aus der Vorkriegszeit, die die Statue in voller Pracht zeigen.
Das Amt des Hohepriesters hatte er ungefähr zwanzig Jahre lang bis zu seinem Tod inne.
Abgesehen von den Prinzenlisten erscheint Meri-Atum u.a. auf einer sog. Horbeit-Stele (in Hildesheim), die ihn als Mittler zwischen einer vergöttlichten Statue des Ramses namens 'Ramses-Month-in-beiden-Ländern' und dem Stifter Achpet, einem seiner Wab-Priester von Heliopolis, erscheint.
Nach dem schon zitierten Ostrakon Kairo JE 72460 (im Zusammenhang mit dem Grab der Isisnofret) befindet sich sein Grab im Tal der Könige, neue Funde deuten auf KV 5 hin.


Meri-Atum an der Seite einer Statue seiner Mutter Nefertari

Andere Söhne Ramses II waren Astarteherwenemef, Sa-Month (23. Sohn), der Irjet (deren Name durch einen Aktenvermerk aus dem Jahre 42 belegt ist) heiratete, die Tochter des syrischen Kapitäns Bin-Anat und der den Titel 'Aufseher der Weinberge der Domäne Usermaatres' (in Memphis) trug. Dann gab es noch den Prinzen Ramses-Maat-Ptah, dessen Name nicht in den Prinzenlisten auftaucht, der aber durch einen reichlich unverschämten Brief seines Dieners an ihn bezeugt ist. Zum Schmunzeln ein nettes Zitat daraus: 'Wie kommt es denn wahrlich dazu, daß ich keinen Brief von Dir bekomme? Was hat es zu bedeuten, daß ich Dir eine ganze Reihe Briefe schreibe, ohne daß Du auch nur einen einzigen davon beantwortest?'
Nicht zu vergessen Sohn Nr. 46, den buckligen Prinzen Ramses Neb-Weben, dessen Beisetzung im Sarg seines Urgroßvaters in Gurob lange Zeit für Verwirrung gesorgt hat.
Ramses Neb-Weben lebt wohl im Palast von Merwer, als er plötzlich mit etwa 30 Jahren starb. Der Sarkophag Ramses I stammte noch aus dessen Wesirszeit und wurde in aller Eile für Ramses Neb-Weben umgearbeitet: Teile der Beschriftung, insbesondere der Namen des Sargbesitzers wurde geändert.