Die Titulatur Ramses II


Bei seiner Thronbesteigung nahm jeder Pharao zu seinem Eigennamen -also dem Namen, den er bei seiner Geburt erhalten hatte- vier weitere Namen an, die zusammen die sog. Königstitulatur bildeten (seit dem MR).

Als erstes wird gewöhnlich der Horusname genannt, der schon seit der Frühzeit der ägyptischen Geschichte (fast ausschließlich) Erwähnung findet.
Dieser Name kann innerhalb des Bildes einer Palastfassade erscheinen, auf dem der Falkengott Horus thront.
In der 18.-23. Dynastie wird der erste Teil des Namens üblicherweise durch Starker Stier eingeleitet.

Danach folgt der (Zwei) Herrinnen-Name (nb.tj), was sich auf die Schutzgöttinnen (bzw. die Kronen) von Ober- und Unterägypten -Nechbet und Wadjit- bezieht und der mit Geier und Schlange (bzw. den Kronen von Ober- und Unterägypten) -jeweils über dem nb-Zeichen- geschrieben wird.
Dieser Titel bildet bis zum Ende des AR einen Teil des zweiten Namens der Königstitulatur, der zu dieser Zeit noch durch nj-sw.t bj.tj eingeleitet wird.

Der dritte Name ist der Gold(horus)name, der mit dem Falke auf der Hieroglyphe für Gold sitzend geschrieben wird.
Wie genau dieser Titel zu lesen ist, ist nicht unumstritten, da dessen ägyptische Bezeichnung rn n nbw schlicht Goldname bedeutet (auch nur mit der Goldhieroglyphe geschrieben vor dem zu dieser Zeit noch selten erwähnten Geburtsnamen des Königs erscheint) und der Falke erst seit der Regierungszeit Snofrus (AR) und dann auch nur unregelmäßig auftaucht.
Erst seit dem MR ist der Gold(horus)name inklusive des Falken fester Bestandteil der Titulatur.

Nun folgen Thron- und Geburtsname des Königs, die wichtigsten, die beide von dem Königsring, einem verknoteten Seil als Schutzamulett, umschlossen werden, die sog. Kartuschen.
Dem Thronnamen wird der Titel nj-sw.t bj.tj vorangestellt: der zur Binse und Biene gehörige, was üblicherweise als König von Ober- und Unterägypten übersetzt wird.
Der regierende Herrscher wird häufig nur mit seinem Thronnamen bezeichnet -er ist der offizielle Name des Königs-, während die anderen Namen in den Inschriften häufig unerwähnt bleiben.
Der Geburtsname (Eigenname), der von dem Titel Sohn des Re (seit der 4. Dynastie bezeugt) eingeleitet wird, findet erst spät seinen Eingang in die Königstitulatur.
In der Frühzeit bleibt er gänzlich unerwähnt, erst seit der Regierungszeit Snofrus findet man mehr Belege.




Südliche Aussenmauer des Achmenu in Karnak


Generell ist dabei festzustellen, daß es unterschiedliche Formen der jeweiligen Namen eines einzelnen Pharaos gegeben hat.
Die Zusätze oder Änderungen der ursprünglichen Titulatur waren in erster Linie abhängig von dem Kontext, in dem die entsprechenden Varianten auftauchten, d.h. vom WO und von WANN:
in Theben z.B., der Stadt des Götterkönigs Amun, ist der Horusname Ramses II Starker Stier, der Theben erhebt bzw. Starker Stier, Sohn des Amun häufig belegt.
Nach den ersten beiden Sedfesten Ramses II erscheinen ab dem Jahre 34 lange Namenszusätze, die nicht nur die Rolle des Pharaos als Mittler zwischen der irdischen Welt und der göttlichen Sphäre betonen, sondern ihm mehr und mehr göttliche Eigenschaften zuweisen (teilweise ihn sogar als Schöpfergott erscheinen lassen) und ihn erheben.