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Die Frauen im Leben von Ramses II
Die Großmutter väterlicherseits: Satra - Die Mutter: Tuja - Die Schwester: Tia
Die Großen Königlichen Gemahlinnen: Nefertari - Isisnofret & Maathorneferure
Seine Großmutter Satra
Satra war die Gemahlin Ramses I und Mutter Sethos I.
Ihre Titulatur lautete wie folgt: Königsgemahlin, Königsmutter, Herrin der beiden Länder, Herrscherin über Ober- und Unterägypten, Gottesgemahlin und Gottesmutter.
Ihr Grab im Tal der Königinnen (QV 38) ist das älteste dort und kann anhand stilistischer Merkmale in die Zeit Sethos I datiert werden.
Das einfache Grab mit seiner Eingangstreppe und zwei hintereinander liegenden Räumen ist jedoch unvollendet geblieben. Reste der Grabdekoration bestehen aus den Vor- und Korrekturzeichnungen der Maler, lediglich das Bild der Himmelsgöttin Nut an der Decke des ersten Saales ist ausgemalt worden.
Satras Grab wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von der Italienischen Mission unter der Leitung von Ernesto Schiaparelli ausgegraben, der 1904 auch das Grab der Nefertari entdeckte.
Die Königin Satra - Portrait aus ihrem Grab
Seine Mutter Tuja
Die Mutter Ramses II war (Mut-) Tuja, Tochter von Raia, eines Offiziers der Streitwagentruppen und einer Dame, deren Namen leider nur unvollständig erhalten ist und auf '...uja' endet. Beide sind belegt durch ein Relief auf einem Sandsteinblock, den man im Areal des Ramesseums fand und dessen Inschrift leider beschädigt ist, weshalb man den Namen von Tujas Mutter, der ansonsten mit Ruia wiedergegeben wird, nur erraten kann.
Sie trägt die Titel Gottesgemahlin, Große Königliche Gemahlin, Gottesmutter und Königsmutter.
Belegt ist sie durch Darstellungen an den Wänden verschiedener Tempel Ramses II, einige Statuen von ihr sind erhalten - ein wunderschönes Standbild befindet sich im Besitz des Vatikanischen Museums - aber auch die Korrespendenz zwischen ihr und der Königin von Hatti, die aus dem 21. Regierungsjahr Ramses II datiert.
In ihrem beschädigten Grab (QV 80) im Tal der Königinnen, das im Grundriß fast identisch mit dem ihrer Schwiegertochter Nefertari ist, fand man u.a. den Deckel einer Kanope aus Alabaster, der ihr Antlitz zeigt, insgesamt 80 Uschebtis aus Fayence, die mit dem 6. Kapitel des Totenbuches beschriftet sind und einen Weinkrug mit Inschrift, die
das 22. Regierungsjahr Ramses II nennt.
Da man nach besagtem Jahr keinerlei Hinweise mehr auf ihre Existenz findet, darf man das 22. Jahr Ramses II als Tujas Sterbejahr annehmen.
Die Königin Tuja - Relief im Ramesseum
Seine Schwester Tia
Tia ist die einzige der Geschwister Ramses II, die für uns fassbar ist.
Sie war wohl älter als ihr Bruder und verheiratet mit dem Beamten Tia, der nach seiner Hochzeit zum Königlichen Schreiber avancierte, ebenso wie sein Vater Amenwahsu, der das Amt eines Schreibers der königlichen Tafel übernahm und zu dessen Aufgaben es gehörte, die Lebensmittellieferungen für die Palastküche zu überwachen.
Nach seiner Thronbesteigung beförderte Ramses II seinen Schwager zum 'Oberaufseher des Schatzhauses und der Rinderherden des Ramesseums', seine Schwester trug die Titel einer Gottessängerin der Hathor von den Sykomoren, des Re von Heliopolis und des Amun-Groß an Siegen.
Tuja mit ihrer Tochter Tia und ihrem Schwiegersohn Tia
Zur Verfügung gestellt von Merit-Isis
Ihrer beider Grabstätte, die 1982 von G.T. Martin ausgegraben wurde, liegt südlich der Stufenpyramide des Djoser in Saqqara, zwischen dem memphitischen Grab des Haremhab und dem Grab des Beamten Maja.
Es besteht aus einem Säulenhof, einem Kultraum, mehreren Kapellen und einer Pyramide.
Alles in allem sind die Arbeiten an dem Grab mehr als nachlässig ausgeführt worden: alle Mauern sind krumm und kein einziger Winkel gerade, weshalb das Grab heute in einem eher schlechten Zustand ist.
Die Großen Königlichen Gemahlinnen
Die Große Königliche Gemahlin (hier abgekürzt GKG) war die Hauptfrau eines Pharaos.
Ihre Kinder waren die legitimen Kinder des Herrschers und dürften Anspruch auf die Thronfolge erheben.
Ramses II hatte gleich mehrere Hauptgemahlinnen:
Nefertari
Nefertaris Herkunft liegt im Dunkeln, weder die Namen ihrer Eltern noch ihre Heimatstadt sind bekannt.
Der Fund eines Knaufes mit dem Namen Ejes in ihrem Grab könnte auf eine verwandschaftliche Beziehung zum Königshaus der 18. Dynastie hindeuten.
Vermutlich stammt sie jedoch aus der Thebais, was ihr Beiname 'Merit-en-Mut' = Geliebte der Mut -die Gattin des Gottes Amun von Theben- zu bestätigen scheint.
Die Königin Nefertari - Portraits aus dem Tempel von Luxor
Nefertari trägt die Titel einer Erbpinzessin, Königsgemahlin, GKG, Herrin der beiden Länder und Herrscherin über Ober- und Unterägypten.
Sie erscheint bereits im ersten Regierungsjahr Ramses II an dessen Seite und begleitet ihren Gemahl regelmäßig bei offiziellen Anlässen.
Darstellungen von ihr finden sich besonders in Karnak, Luxor, im Ramesseum und natürlich in dem ihr und der Hathor von Ibschek geweihten Kleinen Tempel von Abu Simbel, in dem ihre Gestalt gleichberechtigt -da gleich groß- neben die Ramses II tritt.
Nefertari und Ramses
Darstellung auf der Innenseite des Einganspylons von Luxor
Sie gebar ihrem Gatten den Kronprinzen Amunherchepeschef (Nr. 1 der Prinzenliste), Paraherwenemef (Nr. 3 der Prinzenliste), Merit-Amun (Nr. 4 der Prinzessinnenliste), Nebet-taui (Nr. 5 der Prinzessinnenliste-als deren Mutter könnte allerdings auch Isisnofret in Betracht kommen), Henut-taui (Nr. 7 der Prinzessinnenliste), Meri-Re (Nr. 11 der Prinzenliste) und Meri-Atum (Nr. 16 der Prinzenliste).
Nefertari starb wohl im 25. Regierungsjahr Ramses II - den Friedensschluß mit den Hethitern hat sie noch miterlebt, zumindest sind zwei Briefe von ihr an die hethitische Königin Puduchepa, die aus dem 21. Regierungsjahr Ramses II datieren, erhalten.
Auch war sie noch bei der Einweihung der beiden Tempel von Abu Simbel drei Jahre später zugegen - begleitet wurde das Königspaar hier von seiner ältesten Tochter Merit-Amun, die die Rolle, die ihre Mutter als Königsgemahlin eigentlich auszufüllen hatte, zu übernehmen scheint.
Jedenfalls tritt sie als die Aktivere der beiden Frauen auf, woraus man geschlossen hat, daß Nefertari, von Krankheit gezeichnet und von der Reise geschwächt, gesundheitlich nicht in der Lage war, die erforderlichen Riten zu vollziehen.
Wie auch immer die Tatsachen sein mögen: danach verlieren sich Nefertaris Spuren im Dunkeln der Geschichte.
Nefertari in Abu Simbel
Beigesetzt wurde sie in ihrem prächtigen Grab im Tal der Königinnen (QV 66), das man wohl mit Fug und Recht als eines der schönsten Graber Ägyptens bezeichnen darf.
Als bedeutende Funde in ihrem Grab sind zu nennen:
der Deckel einer Holzschatulle mit der Aufschrift 'Dem Osiris, der GKG Nefertari Merit-en-Mut'; Bruchstücke des Sarkophagdeckels aus Rosengranit; Deckel eines bunt bemalten Holzkästchens mit Inschrift; 34 Uschebtis aus Holz mit einem Überzug aus dunklem Harz, die als Inschrift das 6. Kapitel des Totenbuches tragen; ein Paar geflochtene Sandalen aus Palmbast; den Knauf einer Truhe oder eines Zepters (?) mit der Kartusche des Pharaos Eje; kleine Bruchstücke von Gold- und Silberblechen mit Nefertaris Namen; Djed-Pfeiler (Amulette) mit Inschriften sowie drei Djed-Pfeiler-Fragmente, eine Amphore und das Stück eines mumifizierten Beines - ob es sich aber um ein Teil der Mumie Nefertaris handelt, ist nicht zu klären.
Die Reste ihres Grabschatzes befinden sich heute im Museo Egizio in Turin, dessen damaliger Direktor Ernesto Schiaparelli das Grab 1904 entdeckte.
Isisnofret
Isisnofret ist die zweite GKG Ramses II, tritt aber zugunsten Nefertari bis zu deren Tod in den Hintergrund, erst ab dann findet man häufiger Darstellungen von ihr.
Über Isisnofret ist noch weniger bekannt als über Nefertari, selbst die Identifizierung ihrer Grabstätte ist unsicher. Während einige Ägyptologen noch immer auf die Entdeckung ihres Grabes hoffen, schreiben andere ihr eines der undekorierten Gräber im Tal der Könige zu. Ein Hinweis darauf findet sich auf dem Ostrakon J72460 von Kairo, dessen Beschriftung eine Ortsangabe im Tal der Könige enthält und das Grab einer Isisnofret nennt. Leider war Isisnofret kein seltener Name...
Die wichtigsten Darstellungen der Isisnofret finden sich auf von ihrem Sohn Chaemwaset gestifteten Stelen in Aswan und Gebel Silsila, auch sind einige Reliefs und Standbilder (Fragmente) von ihr erhalten. Im Grunde bleibt sie konturlos.
Was sie auszeichnet, ist, daß es schließlich ihr Sohn Merenptah (Nr. 13 der Prinzenliste) war, der nach dem Tode Ramses II den ägyptischen Thron bestieg.
Außerdem war sie die Mutter von Ramses (Nr. 2 der Prinzenliste), Chaemwaset (Nr. 4) und der ältesten Tochter Ramses II: Bint-Anat und Isisnofret (Nr. 6 der Prinzessinnenliste).
Isisnofret starb vermutlich um das Jahr 34 der Regentschaft Ramses II.
Die Königin Isisnofret
Maathorneferure
Maathorneferure war der Name der ersten hethitischen Prinzessin, die die Ehre hatte, die Frau Ramses II zu werden und die von ihm den Titel einer GKG verliehen bekam.
Ihr hethitischer Eigenname lautete Schauschka-Nu (nach Schlögl); sie war die Tochter des Großkönigs Hattusili III von Hatti und seiner Gattin Königin Puduchepa.
Die Hochzeit wurde im 34. Jahr Ramses II gefeiert; das bedeutende Ereignis wurde auf mehreren Stelen, im Tempel von Karnak und auf einem Gedenkstein am Eingang des Großen Tempels von Abu Simbel verewigt. Dort befindet sich im oberen Register eine Darstellung der Braut, die Ramses II von seinem Schwiegervater Hattusili zugeführt wird, was durchaus nicht den historischen Tatsachen entspricht:
Die Braut und ihr Gefolge samt einer riesigen Mitgift wurden im Lande Aja an der südlichen Grenze des hethitischen Einflußgebietes von dem ägyptischen Statthalter Suta in Empfang genommen und ein Stück des Weges begleitet, um schließlich der Obhut von Atah anvertraut zu werden, der sie nach Pi-Ramesse geleitete.
Maathorneferure lebte später wohl im Harim von Merwer; dort fand Sir Flinders Petrie ein Stück Papyrus (datiert in die letzten Jahre der Regierungszeit Ramses II), auf dem genau verzeichnet war, welche Wäschestücke die Königin der Wäscherei übergeben hatte und zwar u.a. Stoffbahnen '28 Ellen, 4 Handbreit lang und 4 Ellen breit'.
Sie schenkte ihrem Gatten eine Tochter namens Neferure; zu deren Geburt sind Glückwunschschreiben des hethitischen Königs und seiner Gemahlin an Ramses II erhalten, die sich zwar offensichtlich über ihr Enkelkind freuen, aber bedauern, daß ihre Tochter keinen Sohn geboren hat.
Wenig ist von ihr erhalten: einige Skarabäen und Amulette mit ihrem Namen, aber auch eine kleine rundplastische Darstellung der Figur der Königin an der Unterseite einer Kolossalstatue Ramses II zu seiner Linken, die in Tanis gefunden wurde und deren Inschrift sie 'GKG, die Herrin der beiden Länder Maathorneferure, die Tochter des Königs von Hatti' nennt.
Eine der seltenen rundplastischen Darstellungen Maathorneferures
an der Seite einer Statue Ramses II aus Tanis
Eine ihrer jüngeren Schwestern heiratete Ramses II knapp zehn Jahre später, wovon uns ein Brief des Hethiterkönigs (in einer ägyptischen Abschrift) berichtet:
'Der Großkönig von Hatti schickte die reichen und gewaltigen Schätze von Hatti...an den König von Ober- und Unterägypten, Usermaatre Setepenre, Sohn des Re, Ramses II., und ebenso viele Herden Pferde, viele Herden Rinder, viele Herden Ziegen und Rudel Wild, die vor seiner anderen Tochter herzogen, die er dem König von Ober- und Unterägypten schickte, bei der zweiten Gelegenheit dieser Art.'
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