Die Große Königliche Gemahlin Isisnofret


Titel: Königsgemahlin, Große Königliche Gemahlin

Isisnofret ist die zweite Gemahlin Ramses II, tritt aber in den ersten Regierungsjahrzehnten ihres Gatten gar nicht in Erscheinung im Gegensatz zu der besonders im oberägyptischen Raum prominenten ersten GKG Nefertari. Jedoch sind es Isisnofrets Kinder, die aus der Masse der zahlreichen Sprößlinge des Königs herausragen: zum einen ist sie nicht nur die Mutter des Nachfolgers Ramses II., Merenptah, sondern auch die des Hohepriesters von Memphis, Chaemwaset. Zu ihren Kindern zählen auch Ramses (Nr. 2 der Prinzenliste) und die Töchter Bint-Anat, die erstgeborene Prinzessin und spätere GKG Ramses II., und Isisnofret (Nr. 6 der Prinzessinnenliste/Mutterschaft der KG Isisnofret nur anhand der Namensgleichheit vermutet).

 
  Portrait der Königin Isisnofret  


Nur wenige Denkmäler sind von Isisnofret erhalten.
Sie ist häufig auf von Chaemwaset gestifteten Monumenten im Rahmen einer Darstellung von dessen engsten Familienmitgliedern abgebildet. Fragmente zweier rundplastischer Darstellungen von ihr befinden sich heute im Musée du Cinquantenaire (Musées royaux d'Art et d'Histoire) in Brüssel: zum einen das links abgebildete Köpfchen mit ihrer Kartusche auf der rechten Schulter, zum anderen das 27 cm hohe Unterteil einer Statuette (Inventarnr. E 7500), die vermutlich aus Saqqara stammt. Der Name der Königin ist verloren, jedoch eine Identifizierung mit Isisnofret wahrscheinlich, da auf der linken Seite die 10,7 cm große Figur Chaemwasets erscheint (siehe unten). Der Rückenpfeiler weist die Reste einer Inschrift auf:

 
 

...Horus, Herr des Palastes
Sie, die die Säulenhalle mit ihrem Wohlgeruch erfüllt, ihr Duft ist wie einer aus Punt, ebenso die Salbe auf ihren Gliedmaßen...

...für sie (?), im Palast
Ihre Schönheit durchdringt den Audienzsaal und ihr Duft erfüllt die Säulenhalle, süß an Parfum, neben ihrem Vater, der sich freut, wenn er sie sieht...



Über der Figur des Prinzen Chaemwaset:

Iunmutef, der nützlich für Ptah ist und das tut, was seinen Ka zufriedenstellt, Sempriester und Königssohn Chaemwaset

  Fragmentansicht von vorneLinke Seite des Fragments: Darstellung des Chaemwaset  


  Zwei weitere Abbildungen von Isisnofret

Fast wie ein Familienfoto mutet die Darstellung auf einer Stele im der Felsenkapelle des Haremhab im Gebel Silsila an. Die Stele befindet sich am ersten Pfeiler, rechts vom Eingang und zeigt die königliche Familie in Anbetung vor dem Gott Ptah in seinem Schrein, hinter diesem sein Sohn Nefertem.
Isisnofret steht hier fast gleich groß hinter ihrem Gemahl, vor dem wiederum der gemeinsame Sohn Chaemwaset, der seinem Gott seine Angehörigen präsentiert. Der Königin folgt ihre Tochter Bint-Anat, deren Darstellung sich nur durch den Kopfputz von der ihrer Mutter unterscheidet: Isisnofret trägt die Geierhaube mit Modius, Kuhgehörn, Sonnenscheibe und Doppelfeder, während die Prinzessin noch mit Jugendlocke und einem Modius mit Sonnenscheibe und Doppelfeder auf dem Kopf abgebildet ist. Beide werden jedoch als Große Königliche Gemahlin bezeichnet, was einerseits den Schluß zulassen könnte, daß Isisnofret zum Zeitpunkt der Entstehung der Stele schon längst verstorben war und ihre Tochter ihr Amt bereits übernommen hatte. Andererseits ist es ebenso möglich, daß die Prinzessin offensichtlich nicht als vollwertige GKG, sondern in ihrer Funktion als Vertreterin oder Unterstützung der Altkönigin im Kult auftritt, worauf ihr Kopfschmuck, der im Vergleich zu dem der Mutter weniger aufwendig gestaltet ist, als auch die Jugendlocke sowie ihr hier gennanter Titel jr.jt-pa.t, der gemeinhin mit Erbprinzessin übersetzt wird, hinweisen könnten. Dazu mehr im Artikel Bint-Anat!

Stele vom Gebel Silsila
Nach Gomaa, Chaemwese, S. 129

Darunter stehen die beiden anderen Söhne des Königspaares in Anbetungshaltung: rechts sein (d.h. Chaemwasets) ältester Bruder, jr.j-pa.t, Königsschreiber und General, ältester, leiblicher Königssohn Ramses und sein zweiter, jüngerer Bruder, den Königsschreiber mit geschickten Fingern, den leiblichen Königssohn Merenptah



Ein weiteres, von Chaemwaset gestiftetes Familienmonument mit einer Abbildung Isisnofrets befindet sich auf der Ostseite des Nils bei Aswan. Es zeigt Ramses, Isisnofret und Chaemwaset im Gewand eines Iunmutefpriesters vor Chnum, dem Herrn des Kataraktes; im zweiten Register Ramses junior, Bint-Anat mit einem Bügel- und einem Naossistrum in den Händen und Merenptah (von rechts nach links). Da auch hierbei wieder die Darstellung der Prinzessin Isisnofret im Familienkreis fehlt, erscheint eine mögliche Abstammung von der GKG Isisnofret fraglich.

Relief von Aswan
Nach Gomaa, Chaemwese, S. 131

Isisnofret starb vermutlich im oder kurz nach dem 34. Regierungsjahr Ramses II. Die Lage ihres Grabmales ist allerdings unbekannt. Vermutungen gehen dahin, daß sie in der Nähe ihres Sohnes Chaemwaset in Saqqara bestattet worden ist (Leblanc), was mir allerdings abwegig erscheint, sind doch die Gemahlinnen Ramses II ausschließlich in Theben beerdigt worden, wobei natürlich nicht unterschlagen werden soll, daß auch die Grabstellen der beiden hethitischen Prinzessinnen, die mit Ramses II. vermählt wurden, bislang noch nicht aufgefunden worden sind. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, daß eines der unbenutzten Gräber im Tal der Königinnen für sie vorgesehen war, die zwar teilweise herrlich dekoriert wurden, deren Kartuschen aber unbeschriftet blieben (quasi eine Art Massenanfertigung während der 19. Dynastie), wie z.B. QV 58. Vielleicht ist ihr Grab aber auch im Tal der Könige zu suchen, worauf der Text des Ostrakons JE 72460 von Kairo hindeuten könnte:
Recto: Von der Weide (-göttin) bis zum 'Generalissimo' (jm.j-r' mSa wr) 30 Ellen, die laufenden Arbeiten/Baustelle des Obersten der Seher, Meri-Atum, 25 Ellen zu (oder von) der Weide (-göttin), die Ölarbeiten für diesen Obersten der Seher - 40 Ellen, nach Norden wendend auf dem Nordweg, wo die alten Arbeiten sind: 30 Ellen zu dessen 'Generalissimo'
Verso: Von (?) den laufenden Arbeiten/Baustelle von Isisnofret bis zu (den laufenden Arbeiten) des Obersten der Seher, Meri-Atum, 200 Ellen, beginnend von dem Fuß des Wassers des Himmels zu den laufenden Arbeiten von Isisnofret - 445 Ellen
Die 11x13cm große Kalksteinscherbe wurde 1902 im Tal der Könige während einer Grabung von Theodore Davis gefunden.

Falls man also annehmen möchte, daß es sich bei dem 'Generalissimo' (jm.j-r' mSa wr) um einen Spitznamen für Ramses II. (Kitchen, Ramesside Inscriptions notes II, 567-568) und es sich bei der genannten Isisnofret um dessen GKG handelt, so hieße das, daß die Königin in unmittelbarer Nähe ihres Gemahls ihre letzte Ruhe fand.