Auaris : Tell el-Dab'a


Auaris/Tell el-Dab'a liegt im Nordosten Ägyptens am Pelusischen Nilarm.
Die Siedlung lag in strategisch günstiger Lage an einem Seebecken (Hafen).
Der ägyptische Name -Hut-Waret ausgesprochen und mit Fremdlandzeichen determiniert- deutet auf eine befestigte Siedlung im Grenzgebiet hin. Die Stadt fungierte angeblich als Residenz des ersten Hyksoskönigs Salatis, der sie ausbauen und befestigen ließ.




Versuch einer Rekonstruktion des Hyksospalastes

Die Stadt existierte allerdings schon früher:
Funde weisen auf eine Besiedlung schon in der vordynastischen Zeit bzw. der frühen 1. Dynastie hin, eine planmäßig angelegte Siedlung stammt aus der 1. Zwischenzeit.
Spätere Funde verweisen ins Mittlere Reich (Palast mit Garten über der Siedlung der 1. ZwZt.).
Die Stadt (stratigraphisch leider unsicher) gilt als Heimat des Deltakleinkönigs Nehesi aus der 14. Dynastie (um 1710 v. Chr.), der eine dem Seth von Auaris geweihte Sitzfigur sowie diverse Skarabäen, die ihn als König ausweisen, hinterlassen hat.
Erhalten sind außerdem Bruchstücke eines von ihm für den Kult des Seth von Ra-achet (Sethroe/Herakleopolis parva) gestifteten Obelisken, der in Tanis gefunden wurde.
Seth scheint seit der zweiten Zwischenzeit im nordöstlichen Delta als mächtiger Lokalgott verehrt worden zu sein.
Er wird als 'Herr von Auaris' (auch 'Herr von Sethroe') bezeichnet und mit der Erhebung Auaris' zur Metropole der Hyksos steigt auch er auf -zu deren Hauptgott, was ihm wesentlichen auf seine Rolle als Gott der Fremdländer, aber auch durch seine dem Gott Baal ähnlichen Wesenszüge zurückzuführen ist.
Unter den Hyksos nimmt die Bebauung des Geländes erheblich zu -der Platzmangel zwingt die Stadtbewohner zuletzt dazu, ihre Toten in Erdgeschoßgrüften zu bestatten, während der eigentliche Wohnraum in den oberen Stockwerken liegt.
Die Stadt wurde am Ende der Befreiungskriege der zweiten Zwischenzeit belagert und von König Ahmose, der als Stammvater der 18. Dynastie und Begründer des Neuen Reiches gilt, erobert.
Offenbar unter Haremhab wurde bei der alten Kultstätte des Seth ein neuer, größerer Tempel errichtet (es fand sich ein Türsturz zu einem Sanktuar des Seth mit den Namen Haremhabs), den Sethos I ausbaute.
Der Tempel des Seth liegt inmitten eines 100 x 150 m großen Areals und ist von einer trapezförmigen Temenosmauer umgeben.
Rings um den Tempel war bis 60 m Entfernung ein Baumhain angepflanzt, der später der immer dichter werdenden Bebauung weichen musste.

Vermutlich stammte die Familie Ramses II aus Auaris.
Dafür sprechen gleich mehrere Gründe:
1.) Die Verbundenheit mit dem dort ansässigen Gott Seth und der Forcierung seines Kultes, die sich z.B. bei der Namensgebung äußert: Sethos (Sth-j), als Nisbebildung zu Seth = der zu Seth Gehörige
oder Sethemwija = Seth ist in der Barke (einer der Söhne Ramses II) z.B.
2.) Der weitere Ausbau des Sethtempels von Auaris unter Sethos I
3.) Errichtung einer königlichen Residenz nordöstlich dieses Tempels unter Sethos I
4.) Ausbau derselben und Erhebung zur Hauptstadt im ersten Jahr Ramses II
5.) die Vierhundertjahrstele: eine von Ramses II gestiftete Granitstele (1863 von Mariette in Tanis entdeckt, verlorengegangen und 1932 von Montet wiedergefunden), ein stark umstrittenes Denkmal, auf dem nicht nur Ramses II vor Seth Wein opfernd dargestellt wird, sondern auch der 'Wesir, [...], Königsschreiber und Kommandant der Streitwagentruppe, der Fremdländer und der Festung Sile [Sethi]...'.
Der Text der Stele gibt den Befehl Ramses II zur Stiftung der Stele an, sowie das Datum des '4.Tages des 4. Monats der Überschwemmungsjahreszeit im 400. Jahr des Gottes Seth-groß-an-Stärke', sowie die Titel und Genealogie des Wesirs Sethi und seine Hymne an Seth, danach bricht der Text leider ab (der untere Teil der Stele fehlt).
Die Identität dieses Mannes, der ebenso groß wie der König abgebildet ist, gibt immer noch Anlaß zu heftigen Debatten.
Am wahrscheinlichsten erscheint mir persönlich die Deutung, daß es sich bei diesem Sethi um den Vater Ramses I, also den Urgroßvater Ramses II, handelt und diese Stele die These einer Verbindung der Ramsesfamilie zu dem aus Auaris stammenden Gott Seth und damit zu Auaris selbst untermauert.

Tell el-Dab'a wird seit 1966 unter der Leitung von Manfred Bietak und dem ÖAI ausgegraben.
Leider ist die Seite des ÖAI über Tell el-Dab'a zur Zeit offline.

Die letzten Kampagnen förderten eine Menge Scherben mykenischer Keramik zutage, die noch ausgewertet muß (laut div. Quellen im Internet), aber auch den bedeutenden Fund eines Soldatengrabes.
Details dazu gibt es hier: KLICK!


Blick über die Ausgrabungsstätte